Um sich vor Ort mit Fachkolleg*innen über den Einsatz minimal-invasiver postmortaler Gewebeentnahmeverfahren (MITS, „minimally invasive tissue sampling“) im Umgang mit hochansteckenden Infektionskrankheiten wie z. B. dem Lassa-Fieber auszutauschen, reisten NATON-Vertreter:innen aus dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im Mai nach Nigeria. An der Delegationsreise nahmen der NATON-Koordinator Prof. Dr. Benjamin Ondruschka, NATON-Projektmanagerin Dr. Kristina Allgoewer (beide Rechtsmedizin) sowie die Neuropathologin PD Dr. Susanne Krasemann teil. Im Mittelpunkt stand der fachliche Dialog mit lokalen medizinischen Institutionen und die Auslotung künftiger Kooperationsmöglichkeiten zur Verbesserung der infektionspathologischen Diagnostik unter schwierigen Rahmenbedingungen.
Die Methode der MITS bietet insbesondere in Regionen mit begrenzten Ressourcen oder bei infektiösen Hochrisikolagen – wie sie etwa bei Lassa-Fieber-Sterbefällen auftreten – ein wertvolles Instrument zur postmortalen Diagnostik. Während der COVID-19-Pandemie konnte das Potenzial der minimal-invasiven Gewebeentnahme unter infektionshygienisch herausfordernden Bedingungen an den Obduktionszentren einzelner Standorte bereits eindrucksvoll demonstriert werden. Als Alternative zur vollständigen Obduktion ermöglicht eine MITS eine sichere und dennoch aussagekräftige Probengewinnung – ein Vorteil, der gerade in Ländern mit eingeschränkten Obduktionskapazitäten oder kulturellen Vorbehalten von großer Bedeutung ist.